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Uhu fühlt sich in Niedersachsen wieder wohl

Sander: Nach Ausrottung des Uhus leben heute wieder 80 Uhupaare in Niedersachsen


Presseinformation Nr. 141/2004

HANNOVER. Der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) hat unsere größte einheimische Eule, den Uhu, zum "Vogel des Jahres 2005" bestimmt. Dies gibt den Anlass zur Frage, wie es denn um den "König der Nacht" in Niedersachsen bestellt ist. "Nachdem der Uhu in den vergangenen Jahrhunderten bis hin zu seiner Ausrottung verfolgt wurde, ist es intensiven Schutzmaßnahmen seit Ende des letzten Jahrhunderts zu verdanken, dass sich sein Bestand langsam wieder erholen konnte. Heute können wir glücklich sein, dass dieser majestätische Nachtvogel wieder in Niedersachsen heimisch ist und sein Bestand seit 20 Jahren sogar kontinuierlich ansteigt" , freute sich Umweltminister Hans-Heinrich Sander.

Lange Zeit galt die Großeule jedoch nicht als Freund der Niedersachsen: Wegen seiner nächtlichen Lebensweise rankten sich Schauermärchen und Mythen um den Uhu. Sein markanter "Uhu"-Ruf hat ihn als Unheilsbringer und Totenvogel gebrandmarkt. Schließlich galt er als Konkurrent des Menschen, der auszurotten war, weil Hasen und andere Tierarten zu seinen Beutetieren zählen. Seit dem 17. Jahrhundert wurde der Uhu systematisch verfolgt: Er wurde geschossen und gefangen, und an den Nistplätzen wurden gezielt Eier und Jungvögel ausgenommen. Das setzte sich bis ins 20. Jahrhundert fort.

Schließlich wurde 1937 das Weibchen vom letzten Uhupaar in Niedersachsen bei Osterode im Harz geschossen. Damit war der "König der Nacht" als Brutvogel ausgestorben, wenngleich das zugehörige Männchen noch bis 1965 allein weiterlebte.

Etwa zeitgleich mit dem Verschwinden des letzten Uhus begannen in Niedersachsen Versuche, die Eule wieder anzusiedeln. Dafür wurden in Gefangenschaft gezüchtete Uhus in Südniedersachsen, am Harzrand und im Weserbergland wieder angesiedelt. Dies ging auf ehrenamtliche Initiative einzelner engagierter Vogelschützer zurück, die oft jahre- und jahrzehntelang mit hohem persönlichen Einsatz Zucht und Wiederansiedlung des Uhus betrieben. Die Namen Albrecht Jacobs (Stadtoldendorf) und Peter Mannes (Isenbüttel) sind untrennbar mit dem erfolgreichem Uhuschutz in Niedersachsen verknüpft.

Zwischen 1971 und 1984 wurden alljährlich 20-50 Junguhus in die Freiheit entlassen. Schon 1973 wurde das erste Uhunest im Nordharz seit mehr als 35 Jahren nachgewiesen. 1984 konnten bereits über 20 Brutpaare registriert werden. 1994 wurde der niedersächsische Brutbestand auf über 50 Paare geschätzt. Im Rahmen der letzten landesweiten Erfassung durch die Staatliche Vogelschutzwarte im Jahr 2002 wurden schon wieder rund 80 Reviere ermittelt. "Dass wir heute wieder Uhus in der freien Natur erleben können zeigt, wie sich intensive Schutzbemühungen auszahlen, die langjährig auf hohem Niveau durchgeführt und mit großem Fleiß und Engagement getragen werden", betonte Sander.

Heute leben Uhus in Niedersachsen an natürlichen Felsen sowie in alten und neuen Steinbrüchen. Aber auch Kirchen, Türme, alte Greifvogelnester oder Sandgruben werden als Nistplatz gewählt. Dies zeigt, dass der Uhu in unserer Kulturlandschaft heute gut überleben kann. Seine Hauptnahrung richtet sich nach dem verfügbaren Angebot. Vielfach werden Igel, Ratten oder Krähen gejagt. Die Speisekarte umfasst aber auch Fallwild an Straßen und Bahnlinien bis hin zu Fröschen und Fischen. Entsprechend der Verteilung felsiger Gebiete in Niedersachsen konzentrieren sich die Vorkommen heute auf das Berg- und Hügelland. Das niedersächsische Tiefland ist – bis auf wenige Brutplätze im Bereich der Lüneburger Heide – nicht besiedelt.

Der Schutz des Uhus muss sich daher vor allem auf die bestehenden und potenziell geeigneten Brutfelsen konzentrieren, damit es zu ungestörten Brutansiedlungen und zur erfolgreichen Jungenaufzucht kommen kann. Daneben ist der Schutz dieses Großvogels vor Stromschlag und Drahtanflug an elektrischen Leitungen, vor Kollisionen im Schienen- und Straßenverkehr sowie vor Windkraftanlagen erforderlich. Die Probleme des Uhus in unserer Kulturlandschaft sind heute vor allem technischer Art. "Hier muss angesetzt werden, um die unnatürlichen Verluste deutlich zu verringern. Gute Beispiele, wie dies gelingen kann, sind bereits durch freiwillige Vereinbarungen etwa mit Stromversorgungsunternehmen aufgezeigt worden", sagte Minister Sander.

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